Von den britannischen bis hin zu den arabischen und afrikanischen Provinzen schützte das römische Weltreich seine Grenzen mit unterschiedlichen Befestigungssystemen.
An der langen Nordgrenze des
Reiches waren hauptsächlich die Flüsse Rhein und Donau die Grenzlinie.
Die Sicherung dieser Flussgrenzen übernahmen große Legionslager und eine
dichte Kette von Kastellen mit Hilfstruppen.
Die Landgrenze zwischen
Rhein und Donau, die die römischen Provinzen Obergermanien (Germania
superior) und Raetien (Raetia) vom freien Germanien (Germania libera)
trennte, sicherte der befestigte obergermanisch-raetische Limes.
Im heutigen Südwest- und Süddeutschland gelegen, schützte er nur einen relativ kleinen Abschnitt der Nordgrenze des Imperiums. Seine noch vorhandenen Überreste stellen aber heute das längste und auch bekannteste archäologische Bodendenkmal in Deutschland dar.
Der obergermanisch-raetische Limes bestand vom Ende des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Seine endgültige, äußere Grenzlinie erhielt der Limes nach mehreren Grenzkorrekturen spätestens um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Der obergermanische Limes begann am Rhein nördlich von Koblenz bei Rheinbrohl und Bad Hönningen, verlief dann durchgehend über die Randhöhen des Westerwaldes und über den Taunus um die Wetterau bis zum Main.
Dieser war bis Miltenberg Flussgrenze. Von dort führte der Limes in geraden Abschnitten bis nach Lorch a. d. Rems.
Hier an der Provinzgrenze
zwischen Obergermanien und Raetien machte der Limes einen Knick nach
Osten und erreichte als raetischer Limes schließlich die Donau bei
Hienheim westlich von Regensburg. Die Gesamtlänge der äußeren Limeslinie
betrug 550 km. Entlang dieser Strecke waren etwa 900 Wachtposten
(Türme), zahlreiche Kastelle und über 60 große Kastelle errichtet. Der
obergermanische Limes schützte besonders die fruchtbaren Gebiete des
Neuwieder Beckens, der Rhein-Main-Region und der Wetterau und die
kürzeste Verbindungsstraße zwischen den Provinzhauptstädten Mainz
(Mogontiacum) und Augsburg (Augusta Vindelicum). Der raetische Limes
sicherte das Nördlinger Ries.
Die Römer fanden an Mittelrhein und Mosel bei ihrem Eintreffen Landwirtschaft sowie Stein- und Erzabbau in bereits hoch entwickelter Form vor. Der riesige Bedarf des Heeres führte jedoch zur Intensivierung und Ausweitung bis hin zur Massenproduktion in diesen Bereichen. In der Landwirtschaft kam es bei Dinkel, Emmer und Einkorn zur Entwicklung von Getreidemonokulturen.
Den Abbau von Tuffstein im Brohltal und in Kruft entwickelten die Römer genauso weiter wie den Abbau von Grauwacke, Schiefer und Basalt in Westerwald, Hunsrück und Eifel. Diese reichhaltigen Vorkommen von Bodenschätzen im Rheinischen Mittelgebirge haben Caesar mit dazu veranlasst, seine Eroberungen bis in diese Region auszudehnen.
(Rekonstruktion eines römischen Gutshofes bei Pillig.
Quelle: Archäologische Denkmalpflege Koblenz)
In den Seitentälern von Rhein, Wied, Mosel und Lahn wurden weiterhin vor allem Silber und Gold gewonnen. Aber auch nach Blei, Kupfer und Eisenerz bestand eine rege Nachfrage bei den Soldaten. Während in der frühen Kaiserzeit die Produktion von militärischem Zubehör aus Bronze und Legierungen weitergehend von den Soldaten selbst vorgenommen wurde, stellten im 2. und 3. Jahrhundert zivile Handwerksbetriebe in den Kastelldörfern kleinteilige Gegenstände aus dem militärischen Leben wie Waffenzubehör, Pferdegeschirranhänger, Riemenbeschläge, Gürtelschnallen und Helmbestandteilen her.
Rechte: Text/Bild, Geschichte Der Römische Limes in Rheinland-Pfalz von Cliff Alexander Jost, Zeichnungen: Markus Meinen